Unsere Vorstellungskraft spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um die Wahl zwischen Holzfass und Edelstahltank geht. Das Bild eines Weinkellers mit alten, beeindruckenden Holzfässern wirkt sofort romantischer im Vergleich zu kühlen, nüchternen Edelstahl Weinbehälter. Doch hinter dieser ersten Eindrucksbildung steckt weit mehr, und die romantische Vorstellung bekommt ihre Berechtigung. Der Ausbau des Weins im Holz ist zweifellos ein Qualitätsmerkmal und steht für eine aufwendigere sowie kostspieligere Weinbereitung. Entscheidend ist jedoch der Einfluss, den Holzfass und Stahltank auf den Stil des Weines ausüben.

Sauerstoffkontrolle im Edelstahltank – Bewahrung der Frische und Fruchtaromatik

Ein entscheidender Faktor in diesem Zusammenhang ist der Sauerstoff, insbesondere bei der Wahl zwischen Holzfass und Edelstahltank. In Edelstahltanks kann der Wein ungestört von äußeren Einflüssen und vor allem von Sauerstoff heranreifen. Die minimale Exposition gegenüber Sauerstoff sorgt dafür, dass der Wein seine ausgeprägte Fruchtaromatik, Frische und Knackigkeit bewahrt. Aus diesem Grund wird Weißwein vorwiegend in Tanks ausgebaut. Durch die Lagerung im Tank gibt es keinen direkten Kontakt über die Behälterwand nach außen. Obwohl auch im Tank die üblichen enzymatischen Prozesse ablaufen, verlangsamen sich diese aufgrund der reduzierten Oxidationsvorgänge erheblich. So bleiben besonders die Fruchtaromen erhalten, und der Wein behält seine Frische – besonders, wenn für eine kühle Kellertemperatur gesorgt wird.

Holzfass – Lebendiges Naturprodukt mit Einfluss auf den Wein

Der Ausbau und die Lagerung eines Weines im Holzfass stehen im genauen Gegensatz zur vorher beschriebenen Vorgehensweise mit Edelstahltanks. Holz als lebendiges Naturprodukt unterliegt Veränderungen durch Temperaturschwankungen, weist Poren auf, besitzt eine starke Aromatik und ist aufgrund einiger Eigenschaften sauerstoffdurchlässig. Das bedeutet, Luft kann eindringen und Flüssigkeit verdunsten, was dazu führt, dass sich der Wein im Fass konzentriert. Diese beiden Prozesse beeinflussen chemische Vorgänge im Wein, die maßgeblich auf aromatische und konservierende Eigenschaften einwirken. Zusätzlich entscheidet sich der Winzer dafür, abgestorbene Hefen aus dem Gärprozess teilweise oder vollständig im Fass zu belassen. Der lang anhaltende Hefekontakt verstärkt ebenfalls das Aroma.

Einfluss des Holzfasses auf die Weinreife und Haltbarkeit

Durch den frühen Kontakt mit Sauerstoff reagieren Weine, die im Holzfass gelagert werden, später beim Genuss weniger empfindlich auf Sauerstoff. Dies bedeutet, dass sie in angebrochenen Flaschen länger frisch bleiben. Ein weiterer bedeutender Faktor ist das Alter des Holzfasses. Ein neues Fass gibt intensivere Aromen von Holz und Rauch an den Wein ab. Dieser aromatische Effekt nimmt jedoch mit zunehmender Verwendung der Fässer ab. Daher werden Holzfässer – abhängig vom gewünschten Stil – maximal dreimal eingesetzt. Insgesamt verleiht der Einsatz von Holz dem Wein Körperreichtum und ein erweitertes Aromenspektrum, was ihn in der Konsistenz cremiger und schmelziger erscheinen lässt.

Holzausbau für Weißweine – Körper, Cremigkeit und edle Aromatik

Wünscht man sich Körperreichtum und ein erweitertes Aromenspektrum auch bei Weißweinen, setzt der Winzer ebenfalls auf den Holzausbau. Durch diesen Prozess werden Weißweine konzentrierter, runder und schwerer, verlieren jedoch ihre ursprüngliche Knackigkeit. Im Gegenzug gewinnen sie eine edle Note in ihrer Aromatik, die den gewünschten Stil des Weines unterstreicht.

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